HomeText: Verschwörung des Fiesco2. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 17. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 17. Auftritt

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VERRINA in Begeisterung. Sprütz zu, eisgrauer Vater – Zuckst du, Tyrann? – Wie so bleich steht ihr, Klötze Römer – Ihm nach, Römer – das Schlachtmesser blinkt – Mir nach, Klötze Genueser – Nieder mit Doria! Nieder! Nieder! Er haut gegen das Gemälde.

FIESCO lächelnd zum Maler. Fodern Sie mehr Beifall? Ihre Kunst macht diesen alten Mann zum bartlosen Träumer.

VERRINA erschöpft. Wo bin ich? Wo sind sie hingekommen? Weg wie Blasen? Du hier, Fiesco? Der Tyrann lebt noch, Fiesco?

FIESCO. Siehst du? Über vielem Sehen hast du die Augen vergessen. Diesen Römerkopf findest du bewundernswert? Weg mit ihm. Hier das Mädchen blick an. Dieser Ausdruck wie weich, wie weiblich! Welche Anmut auch aus den welkenden Lippen! Welche Wollust im verlöschenden Blick! – Unnachahmlich! Göttlich, Romano! – Und noch die weiße, blendende Brust, wie angenehm noch von des Atems letzten Wellen gehoben! Mehr solche Nypmhen, Romano, so will ich vor Ihren Phantasien knien, und der Natur einen Scheidebrief schreiben.

BOURGOGNINO. Verrina, ist das deine gehoffte herrliche Wirkung?

VERRINA. Fasse Mut, Sohn. Gott verwarf den Arm des Fiesco, er muß auf den unsrigen rechnen.

FIESCO zum Maler. Ja, es ist Ihre letzte Arbeit, Romano. Ihr Mark ist erschöpft. Sie rühren keinen Pinsel mehr an. Doch über des Künstlers Bewunderung vergeß ich, das Werk zu verschlingen. Ich könnte hier stehen und hingaffen und ein Erdbeben überhören. Nehmen Sie Ihr Gemälde weg. Sollt ich Ihnen diesen Virginiakopf bezahlen, müßt ich Genua in Versatz geben. Nehmen Sie weg.

ROMANO. Mit Ehre bezahlt sich der Künstler. Ich schenke es Ihnen. Er will hinaus.

FIESCO. Eine kleine Geduld, Romano. Er geht mit majestätischem Schritt im Zimmer und scheint über etwas Großes zu denken. Zuweilen betrachtet er die andern fliegend und scharf; endlich nimmt er den Maler bei der Hand, führt ihn vor das Gemälde. Tritt her, Maler. Äußerst stolz und mit Würde. So trotzig stehst du da, weil du Leben auf toten Tüchern heuchelst, und große Taten mit kleinem Aufwand verewigst. Du prahlst mit Poetenhitze, der Phantasie marklosem Marionettenspiel, ohne Herz, ohne tatenerwärmende Kraft; stürzest Tyrannen auf Leinwand – bist selbst ein elender Sklave? Machst Republiken mit einem Pinsel frei – kannst deine eigene Ketten nicht brechen? Voll und befehlend. Geh! Deine Arbeit ist Gaukelwerk – der Schein weiche der Tat – Mit Größe, indem er das Tableau umwirft. Ich habe getan, was du – nur maltest. Alle erschüttert. Romano trägt sein Tableau mit Bestürzung fort.

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