HomeText: Verschwörung des Fiesco2. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 4. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 2. Akt, 4. Auftritt

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Der Mohr. Fiesco.

FIESCO. Wer wars, der da wegging?

MOHR. Marchese Calcagno.

FIESCO. Auf dem Sofa blieb dieses Schnupftuch liegen. Meine Frau war hier.

MOHR. Begegnete mir soeben in einer starken Erhitzung.

FIESCO. Dieses Schnupftuch ist feucht. Steckt es zu sich. Calcagno hier? Leonore ist starker Erhitzung? Nach einigem Nachdenken zum Mohren. Auf den Abend will ich dich fragen, was hier geschehen ist.

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MOHR. Mamsell Bella hört es gern, daß sie blond sei. Will es beantworten.

FIESCO. Und nun sind dreißig Stunden vorbei. Hast du meinen Auftrag vollzogen?

MOHR. Auf ein Jota, mein Gebieter!

FIESCO setzt sich. Sag denn, wie pfeift man von Doria und der gegenwärtigen Regierung?

MOHR. O pfui, nach abscheulichen Weisen. Schon das Wort Doria schüttelt sie wie ein Fieberfrost. Gianettino ist gehaßt bis in den Tod. Alles murrt. Die Franzosen, sagen sie, seien Genuas Ratten gewesen, Kater Doria habe sie aufgefressen, und lasse sich nun die Mäuse belieben.

FIESCO. Das könnte wahr sein – und wußten sie keinen Hund für den Kater?

MOHR leichtfertig. Die Stadt murmelte langes und breites von einem gewissen – einem gewissen – Holla! Hätt ich denn gar den Namen vergessen?

FIESCO steht auf. Dummkopf! Er ist so leicht zu behalten, als schwer er zu machen war. Hat Genua mehr als den einzigen?

MOHR. So wenig als zween Grafen von Lavagna.

FIESCO setzt sich. Das ist etwas. Und was flüstert man denn über mein lustiges Leben?

MOHR mißt ihn mit großen Augen. Höret, Graf von Lavagna. Genua muß groß von Euch denken. Man kanns nicht verdauen, daß ein Kavalier vom ersten Hause – voll Talenten und Kopf – in vollem Feuer und Einfluß – Herr von vier Millionen Pfund – Fürstenblut in den Adern – ein Kavalier wie Fiesco, dem auf den ersten Wink alle Herzen zufliegen würden – –

FIESCO wendet sich mit Verachtung ab. Von einem Schurken das anzuhören –

MOHR. Daß Genuas großer Mann Genuas großen Fall verschlafe. Viele bedauern. Sehr viele verspotten. Die meisten verdammen Euch. Alle beklagen den Staat, der Euch verlor. Ein Jesuit wollte gerochen haben, daß ein Fuchs im Schlafrocke stecke.

FIESCO. Ein Fuchs riecht den andern – Was spricht man zu meinem Roman mit der Gräfin Imperiali?

MOHR. Was ich zu wiederholen hübsch unterlassen werde.

FIESCO. Frei heraus. Je frecher, desto willkommener. Was murmelt man?

MOHR. Nichts murmelt man. Auf allen Kaffeehäusern, Billardtischen, Gasthöfen, Promenaden – auf dem Markt – auf der Börse schreit man laut –

FIESCO. Was? Ich befehl es dir.

MOHR sich zurückziehend. Daß Ihr ein Narr seid!

FIESCO. Gut. Hier nimm die Zechine für diese Zeitung. Die Schellenkappe hab ich nun aufgesetzt, daß diese Genueser über mich lachen; bald will ich mir eine Glatze scheren, daß sie den Hanswurst von mir spielen. Wie nahmen sich die Seidenhändler bei meinen Geschenken?

MOHR drollig. Narr, sie stellten sich wie die armen Sünder –

FIESCO. Narr? Bist du toll, Bursche?

MOHR. Verzeiht! Ich hätte Lust zu noch mehr Zechinen.

FIESCO lacht, gibt ihm eine. Nun, wie die armen Sünder?

MOHR. Die auf dem Block liegen, und itzt Pardon über sich hören. Euer sind sie mit Seel und Leib.

FIESCO. Das freut mich. Sie geben den Ausschlag beim Pöbel zu Genua.

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