Vorige. Calcagno außer Atem, erschrocken.
CALCAGNO. Aus. Aus. Fliehe, wer fliehen kann. Alles aus.
BOURGOGNINO. Was aus? Haben sie Fleisch von Erz, sind unsre Schwerter von Binsen?
FIESCO. Überlegung, Calcagno! Ein Mißverstand hier wäre nicht mehr zu vergeben.
CALCAGNO. Verraten sind wir. Eine höllische Wahrheit! Ihr Mohr, Lavagna, der Schelm. Ich komme vom Palast der Signoria. Er hatte Audienz beim Herzog. Alle Nobili erblassen. Fiesco selbst verändert die Farbe.
VERRINA entschlossen gegen die Torwache. Soldaten! streckt mir die Hellebarden vor! Ich will nicht durch die Hände des Henkers sterben. Alle Nobili rennen bestürzt durcheinander.
FIESCO gefaßter. Wohin? Was macht ihr? – Geh in die Hölle, Calcagno – Es war ein blinder Schrecken, ihr Herrn. – Weib! Das vor diesen Knaben zu sagen. – Auch du, Verrina? – Bourgognino, du auch? – Wohin du?
BOURGOGNINO heftig. Heim, meine Berta ermorden und wieder hier sein.
FIESCO schlägt ein Gelächter auf. Bleibt! Haltet! Ist das der Mut der Tyrannenmörder? – Meisterlich spieltest du deine Rolle, Calcagno – Merktet ihr nicht, daß diese Zeitung meine Veranstaltung war? – Calcagno, sprechen Sie, wars nicht mein Befehl, daß Sie diese Römer auf die Prob stellen sollten?
VERRINA. Nun, wenn du lachen kannst? – Ich wills glauben, oder dich nimmer für einen Menschen halten.
FIESCO. Schande über euch Männer! In dieser Knabenprobe zu fallen! – Nehmt eure Waffen wieder – Ihr werdet wie Bären fechten, wollt ihr diese Scharte verwetzen. Leise zum Calcagno. Waren Sie selbst dort?
CALCAGNO. Ich drängte mich durch die Trabanten, meinem Auftrag gemäß, die Parole beim Herzog zu holen – Wie ich zurücktrete, bringt man den Mohren.
FIESCO laut. Also der Alte ist zu Bette? Wir wollen ihn aus den Federn trommeln. Leis. Sprach er lang mit dem Herzog?
CALCAGNO. Mein erster Schröck und Eure nahe Gefahr ließen mich kaum zwei Minuten dort.
FIESCO laut und munter. Sieh doch! wie unsre Landsleute noch zittern.
CALCAGNO. Sie hätten auch nicht so bald herausplatzen sollen. Leise. Aber um Gottes willen, Graf! Was wird diese Notlüge fruchten?
FIESCO. Zeit, Freund, und dann ist der erste Schreck itzt vorüber. Laut. He! Man soll Wein bringen. Leise. Und sahn Sie den Herzog erblassen?
CALCAGNO. Des Mohren erstes Wort muß Verschwörung gelautet haben, der Alte trat schneebleich zurück.
FIESCO verwirrt. Hum! Hum! Der Teufel ist schlau, Calcagno – Er verriet nichts, bis das Messer an ihre Gurgel ging. Itzt ist er freilich ihr Engel. Der Mohr ist schlau. Man bringt ihm einen Becher Wein, er hält ihn gegen die Versammlung und trinkt. Unser gutes Glück, Kameraden! Man pocht.
SCHILDWACHEN. Wer draußen?
EINE STIMME. Ordonnanz des Herzogs. Die Nobili stürzen verzweiflend im Hof herum.
FIESCO springt unter sie. Nein, Kinder! Erschreckt nicht! Erschreckt nicht! Ich bin hier. Hurtig! Schafft diese Waffen weg. Seid Männer! ich bitt euch. Dieser Besuch läßt mich hoffen, daß Andreas noch zweifelt. Geht hinein. Faßt euch. Schließt auf, Soldaten. Alle entfernen sich, das Tor wird geöffnet.