HomeText: Verschwörung des Fiesco3. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 10. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 10. Auftritt

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Fiesco kommt.

GIANETTINO zurückfahrend. Ha!

FIESCO zuvorkommend, verbindlich. Prinz, Sie überheben mich eines Besuchs, den ich mir eben vorbehalten hatte –

GIANETTINO. Auch mir, Graf, konnte nichts Erwünschters als Ihre Gesellschaft begegnen.

FIESCO tritt zu Julien, küßt ihr respektvoll die Hand. Man ist es bei Ihnen gewohnt, Signora, immer seine Erwartungen übertroffen zu sehen.

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JULIA. Pfui doch, das würde bei einer andern zweideutig lauten – Aber ich erschrecke an meinem Negligé. Verzeihen Sie, Graf Will in ihr Kabinett fliegen.

FIESCO. O bleiben Sie, schöne gnädige Frau. Das Frauenzimmer ist nie so schön als im Schlafgewand, Lächelnd. es ist die Tracht seines Gewerbes – Diese hinaufgezwungene Haare – erlauben Sie, daß ich sie ganz durcheinanderwerfe.

JULIA. Daß ihr Männer so gerne verwirret!

FIESCO unschuldig gegen Gianettino. Haare und Republiken! Nicht wahr, das gilt uns gleichviel? – Und auch dieses Band ist falsch angeheftet – Setzen Sie sich, schöne Gräfin – Augen zu betrügen, versteht ihre Laura, aber nicht Herzen – lassen Sie mich ihre Kammerfrau sein. Sie setzt sich, er macht ihr den Anzug zurecht.

GIANETTINO zupft den Lomellin. Der arme sorglose Wicht!

FIESCO an Juliens Busen beschäftigt. Sehen Sie – dieses verstecke ich weislich. Die Sinne müssen immer nur blinde Briefträger sein und nicht wissen, was Phantasie und Natur miteinander abzukarten haben.

JULIA. Das ist leichtfertig.

FIESCO. Ganz und gar nicht, denn, sehen Sie, die beste Neuigkeit verliert, sobald sie Stadtmärchen wird – Unsre Sinne sind nur die Grundsuppe unsrer innern Republik. Der Adel lebt von ihnen, aber erhebt sich über ihren platten Geschmack. Er hat sie fertiggemacht und führt sie vor einen Spiegel. Nun bei meiner Ehre! dieser Anzug muß morgen Mode in Genua sein. Fein. Darf ich Sie so durch die Stadt führen, Gräfin?

JULIA. Über den verschlagenen Kopf! Wie künstlich ers anlegte, mich in seinen Willen hineinzulügen! Aber ich habe Kopfweh und werde zu Hause bleiben.

FIESCO. Verzeihen Sie, Gräfin – das können Sie, wie Sie wollen, aber Sie wollen es nicht – Diesen Mittag ist eine Gesellschaft florentinischer Schauspieler hier angekommen und hat sich erboten, in meinem Palaste zu spielen – Nun hab ich nicht verhindern können, daß die mehresten Edeldamen der Stadt Zuschauerinnen sein werden, welches mich äußerst verlegen macht, wie ich die vornehmste Loge besetzen soll, ohne meinen empfindlichen Gästen eine Sottise zu machen. Noch ist nur ein Ausweg möglich. Mit einer tiefen Verbeugung. Wollen Sie so gnädig sein, Signora?

JULIA wird rot und geht schleunig ins Kabinett. Laura!

GIANETTINO tritt zu Fiesco. Graf, Sie erinnern sich einer unangenehmen Geschichte, die neulich zwischen uns beiden vorfiel –

FIESCO. Ich wünschte, Prinz, wir vergäßen sie beide – Wir Menschen handeln gegen uns, wie wir uns kennen, und wessen Schuld ists als die meinige, daß mich mein Freund Doria nicht ganz gekannt hat?

GIANETTINO. Wenigstens werd ich nie daran denken, ohne Ihnen von Herzen Abbitte zu tun –

FIESCO. Und ich nie, ohne Ihnen von Herzen zu vergeben – Julia kommt etwas umgekleidet zurück.

GIANETTINO. Eben fällt es mir bei, Graf, Sie lassen ja gegen die Türken kreuzen?

FIESCO. Diesen Abend werden die Anker gelichtet – Ich bin eben darum in einiger Besorgnis, woraus mich die Gefälligkeit meines Freunds Doria reißen könnte.

GIANETTINO äußerst höflich. Mit allem Vergnügen! – Befehlen Sie über meinen ganzen Einfluß.

FIESCO. Der Vorgang dürfte gegen Abend einigen Auflauf gegen den Hafen und meinen Palast verursachen, welchen der Herzog, Ihr Oheim, mißdeuten könnten – –

GIANETTINO treuherzig. Lassen Sie mich dafür sorgen. Machen Sie immer fort, und ich wünsche Ihnen viel Glück zur Unternehmung.

FIESCO schmollt. Ich bin Ihnen sehr verbunden.