HomeText: Verschwörung des Fiesco3. AktDie Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 4. Auftritt

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua – 3. Akt, 4. Auftritt

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FIESCO froh. Bald sollt ich dir um den Hals fallen, Schurke. Ein Meisterstreich! Vierhundert sagst du? – Genua ist nicht mehr zu retten. Vierhundert Skudi sind dein.

MOHR treuherzig. Gelt, Fiesco? Wir zwei wollen Genua zusammenschmeißen, daß man die Gesetze mit dem Besen aufkehren kann – Das hab ich Euch nie gesagt, daß ich unter der hiesigen Garnison meine Vögel habe, auf die ich zählen kann, wie auf meine Höllenfahrt. Nun hab ich veranstaltet, daß wir auf jedem Tor wenigstens sechs Kreaturen unter der Wache haben, die genug sind, die andern zu beschwätzen, und ihre fünf Sinne unter Wein zu setzen. Wenn Ihr also Lust habt, diese Nacht einen Streich zu wagen, so findet Ihr die Wachen besoffen.

FIESCO. Rede nichts mehr. Bis itzt hab ich den ungeheuren Quader ohne Menschenhülfe gewälzt, hart am Ziel soll mich der schlechteste Kerl in der Rundung beschämen? – Deine Hand, Bursche. Was dir der Graf schuldig bleibt, wird der Herzog hereinholen.

MOHR. Überdies noch ein Billett von der Gräfin Imperiali. Sie winkte mir von der Gasse hinauf, war sehr gnädig, fragte mich spöttelnd, ob die Gräfin von Lavagna keinen Anfall von Gelbsucht gehabt hätte? Euer Gnaden, sagt ich, fragen nur einem Befinden nach, sagt ich –

FIESCO hat das Billett gelesen und wirft es weg. Sehr gut gesagt, sie antwortete?

MOHR. Antwortete, sie bedaure dennoch das Schicksal der armen Witwe, erbiete sich auch, ihre Genugtuung zu geben, und Euer Gnaden Galanterien künftig zu verbitten.

FIESCO hämisch. Welche sich wohl noch vor Weltuntergang aufheben dürften – Das die ganze Erheblichkeit, Hassan?

MOHR boshaft. Gnädiger Herr, Angelegenheiten der Damen sind es zunächst nach den politischen. –

FIESCO. O ja freilich, und diese allerdings. Aber was willst du mit diesem Papierchen?

MOHR. Eine Teufelei mit einer andern auskratzen – diese Pulver gab mir Signora, Eurer Frau täglich eins in die Schokolade zu rühren.

FIESCO tritt blaß zurück. Gab dir?

MOHR. Donna Julia, Gräfin Imperiali.

FIESCO reißt ihm solche weg, heftig. Lügst du, Kanaille, laß ich dich lebendig an den Wetterhahn vom Lorenzoturm schmieden, wo dich der Wind in einem Atemzug neunmal herumtreibt – die Pulver?

MOHR ungeduldig. Soll ich Eurer Frau in der Schokolade zu saufen geben, verordnete Donna Julia Imperiali.

FIESCO außer Fassung. Ungeheuer! Ungeheuer! – dieses holdselige Geschöpf? – Hat so viel Hölle in einer Frauenzimmerseele Platz? – Doch ich vergaß dir zu danken, himmlische Vorsicht, die du es nichtig machst – Nichtig durch einen ärgeren Teufel. Deine Wege sind sonderbar. Zum Mohren. Du versprichst zu gehorchen und schweigst.

MOHR. Sehr wohl. Das letzte kann ich, sie bezahlte mirs bar.

FIESCO. Dieses Billet ladet mich zu ihr – Ich will kommen, Madam! Ich will Sie beschwätzen, bis Sie hieher folgen. Gut. Du eilst nunmehr, was du eilen kannst. Rufst die ganze Verschwörung zusammen.

MOHR. Diesen Befehl hab ich vorausgewittert, und darum jeden auf meine Faust Punkt zehn Uhr hieher bestellt.

FIESCO. Ich höre Tritte. Sie sinds. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.

MOHR im Abgehen. Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. Ab.

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